Manche Menschen haben eine ganz besondere emotionale Ausstrahlung. Psychologen nennen das „affektive Präsenz“. Amerikaner und Engländer haben in ihrer Sprache manchmal treffsichere bildhafte Bezeichnungen. Debbie Downer steht beispielsweise für Personen, die anderen ihre Energie abzapfen und allen schlechte Laune machen – also uns runterziehen. Oder Mr. Nice Guy: ein Typ, der immer nett rüberkommt und selten aneckt – ein fragwürdiges Kompliment. Hinter solchen Spottnamen steckt eine zutreffende Beobachtung: Menschen sind emotional ansteckend.
Oft läuft die Übertragung von Gefühlen auf sehr subtile Weise ab. Die sogenannte primitive emotionale Ansteckung ist ein weitgehend spontaner Prozess, bei dem man nicht unbedingt merkt, dass die Emotionen anderer auf einen überspringen. Drei Phasen werden dabei laut der Psychologin Elaine Hatfield von der University of Hawaii durchlaufen:
Mimikry: Bei der Interaktion mit einem anderen Menschen ahmt man automatisch und ständig Mimik, Stimme, Gesten und Verhaltensweisen des anderen nach. Eine Studie etwa fand heraus, dass Probanden innerhalb von nur 21 Millisekunden die Gesten des Gesprächspartners imitierten – schneller, als man das je bewusst könnte.
Feedback: Wenn man die Körpersprache eines anderen nachahmt – sei es ein ärgerliches Gesicht oder eine traurige Stimme –, dann kommt es im eigenen Körper zu einem Rückkoppelungseffekt, so dass man die spezifische Emotion, die der andere ausgedrückt hat, selbst fühlt, zumindest einen schwachen Abglanz davon.
Ansteckung: Nachahmung plus Rückkoppelungseffekt führen dazu, dass man von den wechselnden Stimmungslagen anderer beeinflusst wird, und das von Augenblick zu Augenblick.
Vor negativer emotionaler Ansteckung können wir uns unter anderem mit diesen beiden Strategien schützen:
Den Autopiloten abstellen: Nicht immer schätzen wir die Gefühle und Motive anderer richtig ein. Statt Vermutungen anzustellen sollte man versuchen, neugieriger zu sein, was wirklich in anderen vor sich geht.
Distanz wahren: Auch eine distanzierte Haltung, bei der man andere nüchtern analysiert, kann gegen emotionale Ansteckung schützen.