Das erste und wichtigste dieser Prinzipien lautet:
Denke mehr daran, wie viel schlechter es dir gehen könnte, als daran, wie viel besser es sein könnte.
So macht sich Monbiot als Erstes klar, dass die medizinische Diagnose nur ein Teil der Wahrheit ist, als er von seiner Prostatakrebserkrankung erfuhr. Als ihm sein Arzt erklärt, dass die Aggressivität seines Krebses auf einer Skala (dem sogenannten GleasonScore) bei 7 von 10 Punkten liegt, sagt sich Monbiot, dass für sein Schicksal noch viele andere Faktoren wichtig seien – zum Beispiel die Frage, ob er von seiner Familie und seinen Freundinnen und Freunden unterstützt wird; ob er in einem Land mit einem guten Gesundheitssystem lebt; ob er fähige Ärzte und Ärztinnen hat und so weiter. Um all diese Aspekte zu berücksichtigen, denkt sich Monbiot selbst einen Index aus, den er seine persönliche »Shitstorm-Skala« nennt. Darin fließt auch der Vergleich mit anderen Leuten ein, die sich mit ähnlich schweren Krankheiten oder Familientragödien herumschlagen, ebenso die Betrachtung, wie es um ihn bestellt wäre, wenn der Krebs erst in einem viel späteren Stadium entdeckt worden wäre; sowie der Vergleich »mit all den unzähligen anderen Katastrophen, die über mich hätten hereinbrechen können«.
Auch sein zweites Prinzip ist bedenkenswert. Es lautet: Lass die Angst nicht dein Leben bestimmen.
Denn die Angst vernebelt den Blick, stört das klare Denken und verhindert, dass wir einer Gefahr klug entgegentreten. Deshalb ist es in vielen Fällen hilfreicher, sich an nüchterne statistische Betrachtungen zu halten, als sich von seinen Gefühlen mitreißen zu lassen. Als etwa Monbiot von seinem Arzt erfährt,
eine Prostataoperation habe eine Erfolgschance von 80 Prozent, ist sein erster Reflex, sich vor der 20-prozentigen Möglichkeit des Scheiterns zu ängstigen. Doch dann überlegt er, dass er damit statistisch dieselbe Überlebenswahrscheinlichkeit hat wie bei einem seiner geliebten Kajaktrips. Auf diese Weise hilft ihm die Statistik, die eigene Angst im Zaum zu halten.
Schließlich lautet das letzte von Monbiots Prinzipien:
Verändere das, was du verändern kannst, und akzeptiere das, was nicht zu ändern ist.
Das klingt simpel. Tatsächlich aber fällt es uns häufig sehr schwer, Dinge zu akzeptieren, die nicht zu ändern sind. Es muss doch eine Lösung geben, denken wir dann, die Technik muss doch jedes Problem beheben, die Medizin muss doch alle Krankheiten heilen können. Die Akzeptanz, dass es manchmal auch Dinge gibt, die nicht zu heilen oder zu reparieren sind, erscheint uns wie ein Aufgeben, wie eine Niederlage. Doch in Wahrheit hat genau diese Akzeptanz auch etwas Befreiendes. Denn statt gegen etwas anzurennen, was ohnehin nicht zu ändern ist, und dabei sinnlos Energie zu vergeuden, ist es wirkungsvoller, die eigenen Kräfte für jene Dinge einzusetzen, die wirklich
veränderbar sind.
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