Soziale Kontakte und Freundschaften wirken sich positiv auf die Psyche aus

Deine Beziehung zu Menschen in deiner Umgebung wirkt sich stark auf deine Psyche und auch auf deine Gesundheit aus. Freunde tun der Seele gut. Doch sie bewirken noch viel mehr, wie neuere Forschungen zeigen. Denn Freundschaften nützen offenbar auch der Gesundheit – zumindest dann, wenn sie echt und verlässlich sind. 

Wer einsam ist und schlechte Beziehungen zu seinen Kollegen, Nachbarn usw. hat, wird öfter krank und heilt schlechter.

Einige Wissenschaftler gehen sogar so weit zu sagen, dass Einsamkeit ähnlich schädlich wie das Rauchen sein kann. 

Dabei ist es nicht entscheidend, ob du zwei oder siebzig Freunde hast, sondern wie zufrieden bzw. unzufrieden du mit deinen sozialen Beziehungen bist. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Pflege von Freundschaften und Kontakten einen deutlichen positiven Effekt auf die Gesundheit hat. 

Eine wichtige Rolle spielt auch deine Einstellung zu deiner Umwelt. Wer sich grundsätzlich von fremden Leuten und neuen Bekanntschaften bedroht und unwohl fühlt, sollte auch daran arbeiten. Menschen, die anderen Gegenüber aufgeschlossen sind und gerne Freundschaften schließen und pflegen bleiben eher gesund und verfügen über stärkere Selbstheilungseigenschaften.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Seine neuronalen, genetischen und hormonellen Strukturen haben sich im Einklang mit dem Leben in Gemeinschaften ausgebildet, und das Bedürfnis nach Gemeinschaft ist tief in seinen genetischen Strukturen verankert. Dauerhaft im Widerspruch zu diesem Grundbedürfnis zu leben, kann krank machen.

In sozialen Strukturen zu leben, ist also „normal“ für uns – und Freundschaften sind eine wichtige Form dieses sozialen Lebens. Studien zeigen: Freundschaften wirken Stress entgegen, stärken das Wohlbefinden und unterstützen sogar das Immunsystem. So konnte eine kanadische Studie mit fast 25.000 Teilnehmern bereits im Jahr 2012 zeigen, dass sich Probanden mit Freunden weniger gestresst und insgesamt gesünder fühlten als solche, die keine Freunde hatten. Besonders stark verbesserte sich das Wohlbefinden der Teilnehmer, wenn sie ihre Freunde oft persönlich trafen und nicht nur mit ihnen telefonierten oder online austauschten.

Ein deutsch-niederländisches Forscherteam konnte anhand von Aufzeichnungen von Studenten zeigen, dass diese sich an den Tagen, an denen sie mit ihren Freunden zusammen waren, selbst in einem positiveren Licht sahen. Zudem hatten die Teilnehmer, die öfter Freunde trafen, insgesamt ein stärkeres Selbstwertgefühl als Studenten, die eher zurückgezogen lebten. Die Treffen verbesserten das Selbstbild aber nur, wenn sich die Probanden dabei wohl und geborgen fühlten. „Ist der andere in Krisenmomenten für mich da? Dann ist er ein wirklicher Freund“, fasste die Psychologin Cornelia Wrzus von der Universität Mainz diese Erkenntnis zusammen.

Wie positiv verlässliche soziale Kontakte sogar für das Immunsystem sein können, betont Christian Schubert, der die Wechselwirkungen von Psyche und Immunsystem erforscht. Seinen Erkenntnissen zufolge bietet ein gutes soziales Umfeld Nähe, Unterstützung, Vertrauen und Zugehörigkeit. Fehlt all das, kann das zum Gefühl der Einsamkeit führen, was wiederum chronischen Stress auslösen kann. Und wie negativ sich Stress auf den gesamten Organismus und insbesondere auf das Immunsystem auswirkt, haben bereits viele Studien zeigen können.

Abgesehen von den konkreten Auswirkungen auf die Gesundheit fühlen sich Menschen mit einem stabilen Freundeskreis meist auch einfach besser. Bei guten Freunden fühlen wir uns geborgen und verstanden. Wir können ganz wir selbst sein und unbefangen Spaß haben. Auf diese Weise reduzieren positive soziale Beziehungen Stress, heben unsere Stimmung und stärken unser Selbstwertgefühl. Dazu kommt: Wer sich in jeder Lebenslage auf seine Freunde verlassen kann, wird auch in schwierigen Zeiten aufgefangen – beispielsweise nach einer Trennung, einem Unfall, bei Krankheiten oder anderen traumatischen Erlebnissen. Experten empfehlen daher, auch bei psychischen Krisen neben therapeutischer Hilfe, auch immer nahestehende Personen um Unterstützung zu bitten.